Bei Gesprächen mit den Roma stellte sich heraus, dass die Kinder der Roma gar nicht zur Schule gehen oder diese früh und ohne Abschluss abbrechen. Ursache hierfür ist nicht allein Diskriminierung, sondern viel mehr die fehlende Sprachkenntnis der Roma, die innerhalb ihrer Familien ausschließlich Romanes sprechen.

Würden die Kinder vor der Schule in einen Kindergarten gehen, könnten sie hier Mazedonisch lernen. Allerdings kostet der Kindergarten auch in Mazedonien viel Geld, das den Roma fehlt. In der Nachbereitung des Hilfstransportes 2004 wurde beschlossen, dass hier eine Lösung gefunden werden kann und muss.

Bei den Überlegungen, wie diese Problem anzugehen wäre, wurde zuerst ein Neubau in Betracht gezogen. Schließlich sollte der Kindergaten ja auch in unmittelbarer Nähe des Roma-Viertels sein. Da allerdings auch dort kein geeignetes Grundstück gefunden werden konnte, scheiterte dieser Plan relativ schnell. Doch die Hartnäckigkeit der Planer sollte doch noch Früchte tragen. Es hatte sich herum gesprochen, was wir vor hatten. Schon bald darauf machte man die Planungsgruppe auf Räume eines städtischen Kindergartens aufmerksam, die ungenutzt waren. Perfekt, denn diese Räume waren natürlich schon sehr gut auf die Bedürfnisse eines Kindergartens zugeschnitten. Mit der Stadt Kriva Palanka wurde vereinbart, dass die Räume kostenfrei für einen von uns betriebenen Kindergarten genutzt werden können, wenn sie und die dazugehörigen sanitären Einrichtungen saniert werden würden. Dies wurde im Rahmen des Hilfstransportes 2006 umgesetzt.

Innerhalb einer anstrengenden Woche wurden zwei Räume renoviert, ein Büro eingerichtet, Kindertoiletten und eine Kinderdusche saniert. So konnte "unser" Kindergarten schon bald seinen Betrieb aufnehmen - an Kindern mangelte es schließlich nicht in Kriva Palanka.

Mit den Kindern des städtischen Kindergartens teilten wir uns nun den tollen Garten, in dem wir ebenfalls über die Jahre zahlreiche Spielgeräte aufbauten, sowie einen großen Sandkasten errichteten.

Im Sommer 2015, als wir alle davon ausgingen, dass die anstehende Vertragsverlängerung nur noch Formsache sei, teilte uns die Chefin des städtischen Kindergartens sehr überraschend mit, dass sie die Räume künftig selbst benötige. Zwar war uns schleierhaft, woher plötzlich die ganzen Kinder kommen sollten, so dass tatsächlich unseren kompletter Kindergarten benötigen würde, jedoch konnten wir sie leider nicht zu einem umdenken bewegen.

Nach langer Suche und mehreren mündlichen Zusagen, die dann doch nicht eingehalten wurden, sowie anstrengenden Gesprächen mit dem Bürgermeißter und der zuständigen Sanitärinspektorin, gelang es unseren Mitarbeiterinnen vor Ort Ende August doch noch einen neuen Raum anzumieten, der zumindest vorläufig unseren Kindergarten beherbergen kann. Eine Zeit ohne Kindergarten hätte schließlich bedeutet, dass wir unsere Erzieherinnen entlassen müssten. Auch die mit viel Aufwand realisierte und für 2015/2016 bereits neu besetzte Freiwilligenstelle hätte wieder aufgegeben werden müssen.

Ein kleines Team aus Deutschland flog direkt nach Kriva Palanka und renovierte unter mithilfe einiger älterer Kinder den Raum in nur 6 Tagen so, dass dort nun für ein halbes Jahr unsere Kinderbetreuung stattfinden kann. Es geht also weiter - was nicht nur für die Mitarbeiterinnen, sondern vor allem für die Kinder sehr wichtig ist.

Bei der Suche wurden wir auch auf die Räumlichkeiten des leerstehenden Restaurants "Dalfis" aufmerksam, jedoch war der Besitzer nicht anwesend. Im Oktober konnte ein Treffen mit dem Besitzer arrangiert werden und es wurde schnell klar, dass sich das alte Restaurant vom Zuschnitt und der Lage hervorragend für unseren Kindergarten eignen würde. So unterschrieben wir einen Mietvertrag, der uns die Nutzung der Räume ab März 2016 zusicherte.

Da das Restaurant seit 10 Jahren nicht mehr in Betrieb und in entsprechend schlechtem Zustand war, gestalteten sich die Renovierungsarbeiten sehr arbeitsintensiv. Eine Schülergruppe aus Sindelfingen reiste in Eigeninitiative an, um uns innerhalb der Faschingsferien bei den Renovierungsarbeiten zu unterstützen: Die Wände wurden verputzt und neu gestrichen, die Elektroinstallation auf Vordermann gebracht, die Fenster gereinigt, ein neuer Boden verlegt, eine Kuschelecke gebaut, kurzum: das Restaurant wurde in einen schönen, gemütlichen Kindergarten verwandelt.