Bei unserem ersten Hilfsprojekt in Kriva Palanka, bei dem wir Hilfsgüter für Schulen, Kindergärten und Sozialstationen mitgebracht und bedarfsorientiert verteilt hatten, sind wir erstmals auf Roma und deren Probleme gestoßen und waren schockiert, was letztendlich dazu führte, dass wir beschlossen, bei unserem nächsten Projekt in zwei Jahren (2006) etwas für diese Menschen zu tun.
Es hat viele Überlegungen und Pläne gegeben, viele aber wurden verworfen, weil sie entweder zu teuer waren oder schlicht unrealistisch erschienen.
Am Ende kristallisierte sich ein Plan heraus, als wir erfuhren, dass Roma-Kinder nicht in den staatlichen Kindergarten gehen können, weil sie sich das nicht leisten können: Einen Kindergarten bauen!
Vertrauenslehrer Fritz Hidding und Schüler Boban Dodevski fuhren 2005 nach Kriva Palanka, um sich „schlau“ zu machen. Kontakte zum Bürgermeister, Baubürgermeister, Anwohnern und Roma zeigten jedoch bald, dass alles nicht so leicht sein würde, wie sie sich das vorgestellt hatten.
Am letzten Tag wurden sie darauf hingewiesen, dass es im Erdgeschoss des staatlichen Kindergartens nicht benutzte Räume gäbe, die sie benutzen könnten.
Alle Beteiligten, Bürgermeister und Direktorin, stimmten zu, die Räume kostenfrei anzumieten und zu renovieren.
Jule schreibt dazu:
2006 rückten wir mit 24 Schülerinnen und Schülern des Technischen Gymnasiums der Gottlieb-Daimler-Schule Sindelfingenan, mit drei Lehrern im Handgepäck einem LKW mit Hilfsgüten für die Roma-Familien in Kriva Palanka an.
Die Renovierung der Räume erwies sich als schwieriger, als wir erwartet hatte. Parkettböden waren aufgequollen und mussten ersetzt werden, ein Wasserschaden hatte zu feuchten Wänden geführt, die sanitären Anlagen mussten von grundauf erneuert werden, was auch für die gesamte Elektrik zutraf. Obwohl wir gut mit Werkzeugen ausgestattet waren, stellte sich die Materialbeschaffung als ungeahnter Bremsklotz heraus. Baumärkte, wie man sie bei uns kennt, gab es nicht. Für jede noch so kleine Einkaufsliste mussten wir Dutzend von Läden anfahren. „Nema“ = „gibt es nicht“! hörten wir oft. Inbusschlüssel, Maulschlüssel „nema“! OSB-Platten mit Nut und Feder? „Nema!“
Unsere „Elektriker“ Michi und Tobi mussten Hunderte von Kilometern fahren, bis sie alle Kabel, Sicherungen, Boiler und was die Stromer alles so brauchen, beisammen hatten. Im Laden a) gab es Wandfarbe, die Abtropfsiebe aber im Laden b) und die Farbrollen im Lade c), deren Verlängerungen aber im Laden a). Das verstehe, wer will. Ich habe es jedenfalls nicht verstanden.
Wir haben 7 Tage rund um die Uhr gearbeitet, in Schichten – bis zur völligen Erschöpfung, einige sind sogar krank geworden.
Während die Bautruppe mit der Renovierung beschäftigt war, waren alle anderen mit der äußerst problematischen Verteilung der Hilfsmittel beschäftigt. Die Roma standen draußen Schlange und wurden nur einzeln, gegen Vorlage ihres Ausweises, reingelassen und bekamen einige Sache, die sie sich aussuchen durften. Aber wie das so ist, wenn man nicht von allem genug hat - es gibt Streit. Den es dann auch gab. Manchmal mussten wir die Polizei rufen. Wir haben daraus gelernt, dass wir das beim nächsten Mal anders machen müssen, was wir dann 2008 auch umgesetzt haben.
Am Ende wurde mit der Stadt ein Mietvertrag abgeschlossen, Personal eingestellt, so dass im September der Kindergarten eröffnet werden konnte.