Vom 07.07.2008 bis 18.07.2008 fuhren 25 Schüler und Schülerinnen und vier Lehrer mit drei Sprintern und einem PKW nach Kriva Palanka, im Norden Mazedoniens. Ein Sattelschlepper war schon einige Tage vorher in der Schule mit Hilfsgütern und Spielgeräten beladen worden und wartete bereits vor Ort. Das Vorauskommando mit Ex-Vertrauenslehrer Hidding und Ex-Schüler David Armbruster mussten erfahren, dass der LKW so ohne weiteres nicht vom Zoll frei gegeben werden würde. Das Bürgermeisteramt, das Rote Kreuz und die Roma-Vertretung stritten sich um die Abwicklung und die Zuteilung und verweigerten jeweils ihre Unterschrift unter die benötigten Dokumente. Hidding drohte mit Veröffentlichung in der heimischen Presse und Information der mazedonischen Ministerien mit Namensnennung. Alle Parteien knickten dann ein und gaben nach drei Tagen endlich nach. Die Spedition verzichtete auf zwei Drittel der Standgebühren, und am Freitag konnte der LKW endlich den Zoll verlassen und die Entladung aller Materialien in eine angemietete Halle beginnen. Damit war jetzt sicher gestellt, dass das Projekt ohne Fremdbeeinflussung durchgeführt werden konnte.
Ein Drittel der Schüler packten nun alle Kartons aus und stellten anhand einer Liste der Roma-Organisation individuell gepackte Materialien zusammen. Je nach Zusammensetzung und Bedürftigkeit der Familien wurden nun für 400 Personen Bekleidung, Wolldecken, Handtücher, Rollstühle, Krücken, Kinderwagen ausgesucht und in jeden Karton wurden noch Zahnpasta, Zahnbürsten, Seife und Süßigkeiten gegeben. Nach zwei Tagen wurden dann die nummerierten Kartons im Ghetto der Roma ausgeliefert. Zum ersten Mal, so ein Sprecher der Roma, sei es wirklich gerecht zugegangen. JEDER bekam genau das, was er auch gebrauchen konnte. Jeder Körperbehinderte bekam einen Rollstuhl, jeder Gehbehinderte einen Rollator, oder Krücken, jede Mutter mit einem Kleinkind einen Kinderwagen. Der Schock bei den Schülern war groß, als sie das Ausmaß der Armut sahen. Die Slums, anders kann man das nicht ausdrücken, unterschieden sich in nichts von den Favelas in Rio oder Sao Paulo. Die Arbeitslosigkeit der Roma liegt bei annähernd 100 Prozent (70 % in der Stadt) und die Familien müssen von 40 € Sozialhilfe leben. In der Hierarchie sind sie ganz unten angesiedelt, unerwünscht und ungeliebt, da sie „stehlen und rumstreunen“. Die Moralfrage, die sich ihnen aber stellt heißt: verhungern oder stehlen! Die Kinder aber, die überall und immer dabei waren, haben nichts gestohlen, obwohl Werkzeug, digitale Kameras und sogar Geldbeutel überall herumlagen!
Parallel zu der Verpackungsaktion waren Bautrupps unterwegs, die an vier Stellen die mitgebrachten Spielgeräte montieren mussten. Diese Geräte waren entweder von verschiedenen Abteilungen der Gottlieb-Daimler-Schule 1 (Maler und Schlosser) und der Gottlieb-Daimler-Scbule 2 (die Holzabteilung) gebaut bzw. vormontiert oder von der Stadt Sindelfingen gespendet worden.
Bei 40 – 45 Grad, ohne Schatten und Werkstätten mussten die Schüler viel improvisieren. 80 tiefe Löcher mussten ausgehoben und viele Kubikmeter Sand zu Beton verarbeitet werden, Holz und Gewindestange wurden überm Knie gesägt, Betonmischmaschinen und Presslufthammer gab es nicht. Am Ende standen vier Abenteuer-Häuschen (zwei davon mit Stahlrutschen), vier Schaukeln, vier Federwippen, drei Holzwippen, drei Torwände und drei Basektballanlagen. Darüber hinaus wurden noch mobile Torwände und Basketballanlagen, zwei Handballtore, Tische und Stühle an Grundschulen verschenkt.
Der Kindergarten, der erst vor zwei Jahren von der SMV des Technischen Gymnasiums erstellt worden war, erhielt gebrauchte Kindermöbel, die das Jugendamt Stuttgart gespendet hatte und jede Menge Verbrauchsmaterialien wie Buntstifte, Kreide, Papier, Spielzeug, Hausschuhe usw..
Kinder von den Kindergärten der Umgebung Sindelfingens hatten sich schweren Herzens von ihren Spielzeugen getrennt, Mütter von ihren nicht mehr benötigten Kinderwägen und die AOK spendete Rollstühle, Krücken und Rollatoren.
Natürlich ist klar, dass so eine groß angelegte Aktion nicht ohne Geld auskommen kann. Hunderte von Schülern haben durch die Aktion „Mitmachen-Ehrensache“, einem Sponsorenlauf, Kuchenverkauf und Sammelaktionen den Löwenanteil zusammengetragen, der Rest wurde von Firmen gespendet.
Fazit der Schüler und Schülerinnen: „Helfen ist zwar schwere Arbeit und die Eindrücke aus der Roma-Siedlung haben durchaus Spuren hinterlassen, jedoch haben wir viel gelernt und sind glücklich darüber, den Kindern ein Lachen entlockt zu haben. Es war auch hart, mit den Verzweiflungsschreien der Kinder in den Ohren und der Erinnerung an ihre verweinten Augen nach Hause zu fahren und zu wissen, dass man ihr Leben mit einem Teddy und einer Rutsche eben doch nicht dauerhaft in Ordnung bringen kann.“
Beim Abschied flossen viele Tränen – auf beiden Seiten. Man hatte Freundschaften mit den Romakindern geschlossen, mit ihnen rumgetollt und zusammen gesessen, das Wasser und Brot geteilt, sie auch in ihren Vierteln besucht.
Allen Beteiligten der Sindelfinger Gruppe war klar geworden, dass sie weitermachen wollen und sie sich noch mehr anstrengen müssen, um diesen neu gewonnenen Freunden besser, gezielter und nachhaltiger zu helfen!