Den Anfang machte ein Hilfstransport Anfang 2004, welcher wie die folgenden drei ausschließlich von (ehemaligen) Schülerinnen, Schülern und Lehrern der Gottlieb-Daimler-Schule 1 (GDS1) aus Sindelfingen organisiert wurden.
Wenn auch dieser Hilfstransport in erster Linie gar nicht den Roma galt, sondern allen Einwohnern der Stadt Kriva Palanka und den umliegenden Gemeinden, so wurden trotzdem einige Schüler auf die ärmsten der Armen beim Verteilen von Kleidung aufmerksam: Die Roma.
Doch wie kann man Ihnen nachhaltig und gezielt helfen? Bei Gesprächen mit den Roma stellte sich heraus, dass die Kinder der Roma gar nicht zur Schule gehen oder diese früh und ohne Abschluss abbrechen. Ursache hierfür ist nicht allein Diskriminierung, sondern vielmehr die fehlende Sprachkenntnisse der Roma, die innerhalb ihrer Familien ausschließlich Romanes sprechen.
Würden die Kinder vor der Schule in einen Kindergarten gehen, könnten sie hier mazedonisch lernen. Allerdings kostet der Kindergarten auch in Mazedonien viel Geld, das den Roma fehlt. In der Nachbereitung des Hilfstransportes 2004 wurde beschlossen, dass hier eine Lösung gefunden werden kann und muss.
So wurde 2006 die NRO (Nicht-Regierungs-Organisation) „Fritz-Aid“, benannt nach Fritz Hidding, dem ehemaligen Vertrauenslehrer der GDS1 und einem der Hauptinitiatoren des Projekts, gegründet. Dies war die rechtliche Voraussetzung für das eigentliche Ziel: Die Eröffnung unseres eigenen integrativen Kindergartens, den sozial schwache Mazedonier und Roma besuchen können.
Schon bald hatte sich herumgesprochen, was wir vorhatten und machte die Planungsgruppe auf Räume eines städtischen Kindergartens aufmerksam, die ungenutzt waren. Perfekt, denn diese Räume waren natürlich schon sehr gut auf die Bedürfnisse eines Kindergartens zugeschnitten. Mit der Stadt Kriva Palanka wurde vereinbart, dass die Räume kostenfrei für einen von uns betriebenen Kindergarten genutzt werden können, wenn sie und die dazugehörigen sanitären Einrichtungen saniert werden würden. Dies wurde im Rahmen des Hilfstransportes 2006 umgesetzt.
Im Jahr 2011 schloss sich die Freie Waldorfschule Karlsruhe, die bei dem Bau des neuen Sandkastens und der Errichtung der schönen Mosaikwand auf dem Kindergartengelände Gefallen an der Arbeit mit den Menschen in Kriva Palanka gefunden hatte, dem Projekt an. Ebenfalls seit 2011 nahmen auch immer mehr weitere Personen, die auf verschiedenen Wegen auf das Projekt aufmerksam geworden waren, an Fahrten nach Mazedonien und Aktionen vor Ort teil. Um die beiden Schulen und die weiteren Personen zusammenzuführen, wurde der gemeinnützige Verein futuRoma e.V. gegründet. Die Mitgliedsbeiträge bilden einen finanziellen Grundstock der etwas mehr Sicherheit gibt. Zudem erhoffen wir uns bessere Möglichkeiten, an Stiftungsgelder und andere Spenden zu kommen.
Eine weitere Schule, die Waldorfschule Nürtingen, schloss sich uns im Sommer 2013 an und realisierte mit zahlreichen Schülerinnen und Schülern mehrere Projekte vor Ort. Gemeinsam mit ein paar sehr engagierten Menschen aus dem Dunstkreis der Waldorfschule Karlsruhe wurde zudem der Verein Amaro Kher gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein großes Haus inmitten des Roma-Viertels “Edinstvo” zu einem Gemeinschaftshaus der Roma-Community auszubauen. Hierbei steht besonders der Gedanke der Eigenverantwortung und Einbindung der Roma im Fokus der Vereinsarbeit.
Darüber hinaus riefen wir das Patenschafts-Projekt ins Leben. Schließlich sollte unsere Unterstützung nicht nach dem Kindergarten aufhören. Der Schulbesuch ist zwar kostenfrei, das Schulmaterial, Pausenbrot & Co stellen viele Familien jedoch vor große finanzielle Herausforderungen. Acht bis zehn Erstklässlerinnen und Erstklässler kommen seither jährlich neu hinzu.
Ab dem Schuljahr 2014/2015 gelang es uns sogar eine Freiwilligenstelle (FSJ) in Kriva Palanka einzurichten. Fünf junge Menschen aus Deutschland unterstützten für jeweils ein Jahr die Arbeit im Kindergarten.
Leider verschlechterte sich jedoch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung durch Neubesetzungen auf wichtigen Posten immer mehr, so dass uns im Jahr 2015 die Kindergartenräume gekündigt wurden. Es gelang uns, erst eine kleine Übergangslösung und ein halbes Jahr später einen großen neuen Kindergartenraum direkt am Roma-Viertel zu renovieren und zu beziehen.
Die eigenen Räume konnten nun jedoch auch wann immer wir wollten genutzt werden, was uns auf die Idee brachte, am Nachmittag eine Förderschule für Schulkinder einzurichten.
Allerdings hatten wir nun noch mehr Personal- und auch Mietkosten zu stemmen, was die Finanzierung des Projektes immer schwieriger machte.
Auch an den Schulen in Deutschland gab es mittlerweile keine Lehrkräfte mehr, die Interesse daran hatten, das Projekt mit Ihren Klassen weiter zu unterstützen.
Erfreulicherweise fand bald darauf jedoch erneut ein personeller Wechsel im Rathaus von Kriva Palanka statt - womit immer auch einher geht, dass sämtliche Direktoren-Posten in der Stadt neu besetzt werden. So auch der Posten der Kindergartendirektorin. Von nun an war es möglich, dass wir “unsere” Kinder in den städtischen Kindergarten schicken konnten. Hinsichtlich der Integration war das sowieso die bessere Lösung, so dass wir uns im Sommer 2018 entschlossen, den eigenen Kindergarten aufzugeben und stattdessen den Kindergartenbesuch der Roma in der städtischen Einrichtung zu finanzieren.
Unsere langjährige Mitarbeiterin Jadranka verließ uns daraufhin. Meri übernahm fortan die Leitung und etablierte, unterstützt von der Romni Natalija, in abermals neuen Räumen die “futuRoma school”, die sich voll und ganz auf die Unterstützung von Schulkindern fokussierte.
Schwindende Spendeneinnahmen und personelle Unterstützung auf deutscher Seite, sowie die Tatsache, dass wir unsere futuRoma school” seit März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr öffnen durften, führten dazu, dass wir unsere Tätigkeiten vor Ort erneut auf den Prüfstand stellten. Unser Fokus liegt nun voll und ganz auf den Schul- und Kindergartenpatenschaften. Hier erreichen wir mit vergleichsweise geringem Personalaufwand dank unserer Paten extrem viel. Die Kindergartenkinder gehen mit besseren Mazedonisch-Kenntnissen in die Schule, wo sie nun besser integriert sind und mit ordentlichem Schulmaterial und Vesper ausgestattet deutlich bessere Chancen auf eine erfolgreiche Schullaufbahn haben. Die ersten Schülerinnen und Schüler unseres Projekts besuchen mittlerweile sogar das Gymnasium.
Förderunterricht für größere Kinder gibt es mittlerweile in Amaro Kher und auch für die kleineren Kinder soll es hier alsbald eine neue Lösung geben.